Film: „Die Mondverschwörung“

„Die Mondverschwörung“, der neue Film von Thomas Frickel, feiert am 5.2. Rosenheim-Premiere, innerhalb der Reihe  „Der politische Film“ im „Z“ (Rosenheim, Innstr. 45a).

In “Mondverschwörung” entlockt ein amerikanischer Reporter namens Dennis R.D. Mascarenas den Jüngern hanebüchener Esoteriktheorien unglaubliche Geschichten über die sagenumwobenen Kräfte des Mondes.

Naiv und erkenntnishungrig lässt er nicht locker, wenn ihm z.B. seltsame Sonderlinge aus der einer neofaschistisch geprägten Esoterik-Szene ihre Version vom Verscheiden Hitlers erzählen. Hinter allem sollen die Aldebaraner, eine außerirdische Zivilisation, stecken…

Die Filmvorführung beginnt um 19:00 Uhr im „Z“ (Innstr 45a, www.z-rosenheim.net), der Eintritt ist frei. Das Z ist bereits ab 18:00 Uhr geöffnet und ab 18:30 Uhr organisiert das Montagsplenum eine SoKü (Solidarische Küche). In diesem Rahmen gibt es vegetarisches Essen kostenlos bzw. gegen Spende. Die Veranstaltung wird von der infogruppe rosenheim voraussichtlich in Kooperation mit dem Kurt Eisner Verein organisiert.

Infos zum Film auf der deutschen Online-Filmdatenbank:

http://www.ofdb.de/film/205392,Die-Mondverschw%C3%B6rung

Webseite der Infogruppe Rosenheim, dort findet sich die Ankündigung und  ein Trailer:

http://infogruppe.com/2011/12/so-05-02-der-politische-film-evtl-die-mondverschwoerung/

Und dieser Text zum Film:

Über das Verhältnis der Deutschen zum Mond …

Der Mond fasziniert seit Anbeginn der Zivilisation alle Kulturen, er inspiriert Mythen, Kunst, Naturlehren – und große Verschwörungstheorien. Mit seinem skurrilen Protagonisten, dem amerikanischen Reporter Dennis Mascarenas, begibt sich Regisseur Thomas Frickel auf eine dokumentarische Reise in die Untiefen deutscher Mondverehrung. Für eine Reportage des deutsprachigen US-Senders DDC-TV stellt sich Mascarenas Kursen in Mondgymnastik und Mondseminaren am Lagerfeuer, testet er Mondkosmetik und Vollmondwasser.

Doch sein journalistisches Talent, das sich in entlarvenden Interviewszenen mit Mondlandbesitzern, UFO-Gläubigen und Vertretern von fragwürdigen esoterischen bis antizionistischen Theorien entfaltet, zieht ihn immer tiefer in einen Strudel irrwitziger Erklärungsmuster, die auf absurde Weise Deutschlands finsterste Vergangenheit lebendig werden lassen. Ein ausgesprochenes Lob geht an die aufwändige Arbeit, die extreme Spannbreite an kuriosen Einblicken – von harmlos, informativ, absurd bis problematisch, unglaublich, beängstigend – in dieser schräg-amüsanten und wunderbar abwechslungsreichen Form zusammenzutragen!

Prädikat: »Wertvoll«. FBW-Jurybegründung:

»Wem gehört der Mond?«, ist die Ausgangsfrage für einen Fernsehreporter aus den USA, der für einen deutschsprachigen Sender arbeitet. Füllig, gemütlich, mit einem vertrauensweckenden Akzent befragt er zunächst in Amerika und dann in Deutschland Menschen, die sich mit dem Mond beschäftigen. Er erhält spannende wie auch erschreckende Antworten.

Es beginnt ganz harmlos. In den USA verkauft einer Grundstücke auf dem Mond als Präsident der intergalaktischen Regierung. Doch in Deutschland hat noch ein anderer Anspruch auf den Mondbesitz angemeldet. Das führt den Reporter Dennis Mascarenas nach Westernkappeln zu einem vermeintlichen Mondbesitzer, der sich auf eine Urkunde von Friedrich dem Großen beruft. Das ist der Anfang einer Reise durch Deutschland. Er will nun mehr über den Mond wissen und was die Menschen hierzulande dazu zu sagen haben. Mit gespielter Naivität erhält er erstaunliche Einblicke in teils noch witzige, dann später erschreckende »Wahrheiten« über eine »Mondverschwörung«.

Von Vollmondwasser zur Mondgymnastik, von positiver Wasserbesprechung mit wissenschaftlicher Heiligsprechung durch schöne Kristallbildung im Wasser zu Guido Westerwelle, der für einen Haarschnitt bei Mondenschein eine überzeugte Friseurin aufsuchte. Esoterische Gruppen folgen, die bei Vollmond germanisches Brauchtum zurück holen wollen. Auch der Teufel kommt ins Spiel, dann Hitler, der am Südpol überlebt hat und mit seinen Truppen wieder reinen Tisch machen wird. Antisemitismus in jedweder Form ist in vielen Interviewaussagen über die abstrusesten Ideen und Ideologien, in Ängsten und übermächtigen Vorurteilen prägend für die vielen Gruppen und Personen, die der Reporter scheinbar blauäugig interviewt und zur Schau stellt.

Erstaunlich, wie scheinbar leicht und auch offen seine Interviewpartner ihm Rede und Antwort stehen. Mascarenas Beispiele decken einen Sumpf auf, der nur die Spitze eines Eisberges darstellt. Apropos Eisberg. Der Film beginnt am Südpol bei den Pinguinen und endet auch dort. Schließlich soll Herr Hitler dort noch hausen und hat, so könnte man vermuten, die Schwarzbefrackten zu seinen Wächtern erkoren.

So witzig und manchmal leicht der Film erscheint, steckt Arbeit im Detail. Jedes neue Hotelzimmer bei seiner Reise quer durch Deutschland haben die Requisiteure mit unterschiedlichsten Mondaccessoires verschönert, und Mascarena probiert Mondwasser und Mondcremes an sich selbst aus. Die Kameraführung ist mehr oder weniger bewusst relativ roh mit Unschärfen beim Motiveinstellen und Ausschnittbestimmungen eingesetzt. Seine Interviews sind so geführt, dass keine Diskriminierung der Interviewpartner stattfindet, er bleibt relativ zurückhaltend und wirkt nicht plakativ, sondern ernsthaft interessiert. Sicherlich auch ein Grund für die Offenheit, die ihm entgegen gebracht wird.

Die Dramaturgie der Interviewfolgen geht von scheinbar harmlosen, naiven esoterischen Geschäftsleuten oder privaten Angstpsychosen, von der Verseuchung des Himmels durch Minichips und giftigen Kondensstreifen aus bis zu jenen Gruppierungen, die offen die nordische Kultur, die Säuberung von jüdisch-christlichen Kräften herbeiwünschen, weiter mit Anhängern von Ufonauten, Atlantisverfechtern, Neuschwabenlandmitgliedern und dem geheimen deutschen Reich, von Löchern, die zu den Arani und Lemurianern führen.

Es ist eine erstaunliche Recherchearbeit, die sicher noch erweiterbar wäre. Doch vielleicht macht es sich der Film zu leicht als episodenhafte Freakshow, die mit dem Ausverkauf des Mondes beginnt, obwohl doch auf der Rückseite schon längst die SS residiert und die Reichsdeutschen dort Brücken und Straßen gebaut haben sollen.

(FBW – Deutsche Film- und Medienbewertung, Wiesbaden)