Pumpspeicherkraftwerk im Inntal sinnvoll

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt in unserer Region gut voran. In vielen Gemeindebereichen wird der Haushaltsstrom bereits zu 100 Prozent aus erneuerbaren Technologien wie Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft gedeckt. In den nächsten Jahren werden wir – so hoffen wir – das im Rosenheimer Land mögliche Potential an Windkraft ausschöpfen. Wenn wir alle unsere Kräfte auf das Gelingen der Energiewende bündeln und auch die nötigen politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, können wir in wenigen Jahrzehnten über eine regional ausgerichtete Energieversorgung verfügen, die in erster Linie den Verbraucherinteressen und nicht dem Shareholder-Value verpflichtet ist. Das Zusammenwirken der verschiedenen Technologien wird weitgehende Versorgungssicherheit ermöglichen.
Dieses hoch gesteckte aber erreichbare Ziel wird durch Projekte wie das derzeit in der Diskussion befindliche Pumpspeicherkraftwerk Einöden bei Flintsbach abgesichert. Sie sind geeignet, die über den Jahres- und Tagesverlauf bestehenden Unterschiede zwischen Erzeugung und Verbrauch dadurch abzufedern, daß Überproduktion gespeichert und die Speicherenergie bei Bedarf wieder abgegeben wird.
Die Initiatoren des Flintsbacher Speicherkraftwerkes haben verschiedene Lösungsvarianten mit einer Ausbauleistung von 100, 150 und 200 MW vorgelegt. Die favorisierte Variante mit 150 MW Ausbauleistung ist in der Lage, bis zu 7 Stunden Strom zu liefern. Alle drei Alternativen haben gemeinsam, daß die Eingriffe in die besonders schützenswerte Landschaft des Inntals wenig sichtbar sind. Das Oberbecken auf dem Falkenstein ist nur von einem erhöhten Standort aus sichtbar, beim Unterbecken ist vom Talgrund aus lediglich ein niedriger Dammaufbau erkennbar, der in die Landschaft gut eingebettet ist. Die Druckleitungen und der Kraftwerksbau liegen unterirdisch. Die Umweltschützer haben selbstverständlich einen Anspruch darauf, mit ihren Argumenten ernst genommen zu werden. Eine Umweltverträglichkeits- Prüfung ist für dieses Projekt ohnehin unumgänglich .
Das Pumpspeicherkraftwerk ist für die Nachhaltigkeit der Versorgung der gesamten Region von Bedeutung. Der Haushaltsstrombedarf der Gemeinde Flintsbach liegt bei ca. 3460 MWh/Jahr, davon wurden in 2010 1384 MWh/Jahr (ca. 40 Prozent) mit Photovoltaik erzeugt. Das Pumpspeicherkraftwerk könnte den Jahrestrombedarf der Gemeinde in nur einem Tag Betriebszeit decken.  Das Projekt könnte zudem  Anlaß sein, auch noch nach anderen geeigneten Standorten für Pumpspeicherkraftwerke zu suchen.
Die Bürgerinformationsveranstaltungen in Flintsbach und Fischbach im Mai d.J. waren sehr gut besucht. Dies zeigt ein erfreulich positives Interesse an diesem Projekt. Aus energiewirtschaftlicher Sicht wäre das Zustandekommen zu begrüßen.

 

Nähere Einzelheiten finden Sie auf der Website des Initiators: http://www.psw-einoeden.de/

4 Kommentare

  • Helfried Wachter

    Der Artikel über das PSW Einöden ist unausgewogen und berücksichtigt nicht den starken Eingriff in die Natur und andere Gegenargumente, die ein Arbeitskreis PSW in Flintsbach erarbeitet hat. Nächstes Treffen ist der 4. Dez. 19.30 beim Schwaigerwirt für Interessierte. Der Bund Naturschutz lehnt den Bau in Einöden mit allem Nachdruck ab und befürwortet umweltfreundlichere Speicherentwicklungen

  • Rudolf Kutka

    Sehr geehrter Herr Wachter, vielen Dank für Ihren Kommentar in mitmacher.net. Damit wird „ mitmacher“ seiner Aufgabe, Diskussionsplattform für regionale Themen zu sein, gerecht.
    Für Ihren Standpunkt gegen das PSK habe ich selbstverständlich großes Verständnis, da auch mir der Schutz unserer Natur sehr am Herzen liegt. Der Artikel wurde bereits am 4.6. d.J. geschrieben und zu diesem Zeitpunkt war mir die Position, die der BN einnehmen wird, noch unbekannt. Immerhin habe ich aber schon auf die Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung hingewiesen und um Verständnis für die Argumente der Naturschützer gebeten.
    Wenn ich in dem Artikel feststelle, dass das PSK „sinnvoll“ ist, so geschah dies vom energetischen Standpunkt aus, der für mich als einem aktiven Mitglied von Rosolar ebenfalls sehr wichtig ist. Aus diesem Blickwinkel heraus sehe ich das PSK Einöden als einen wichtigen Teil des künftigen regenerativen Energieversorgungs-Netzwerkes des oberbayerischen Inntales an und zwar nicht nur zum Speichern von Energie, sondern auch zur Frequenzhaltung, zum Phasenschieberbetrieb beim Ausgleich von Blindleistung und zum Abfangen von extremen Leistungsschwankungen. Eine Kraftwerksleistung von 200 MB würde den gestellten Anforderungen auch kapazitativ für den Bereich des Inntales gerecht werden. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass der Standort für ein derartiges Projekt aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten nicht ungeeignet ist.
    Erweitern wir den Blick über das Inntal hinaus, so bräuchten wir eine größere Anzahl derartiger Funktionsspeicher. Aber bedauerlicherweise gibt es selbst in unserem Voralpenland nur wenige geeignete Standorte und vermutlich bei allen in Betracht zu ziehenden Bereichen einen sehr ernst zu nehmenden Widerstand der Bevölkerung. Deshalb würde dem PSK Einöden eine weit über die Region hinausreichende Vorbildwirkung zukommen, wenn es schließlich gebaut werden könnte.
    Die Energiewende, für die ich mich hier einsetze, ist reiner Naturschutz. Bis zu 130 Tierarten sterben täglich. Tierarten, die derzeit noch nicht akut vom Aussterben bedroht sind, könnten schon bald in Gefahr geraten. Das ergab eine britische Studie der Fachzeitschrift PNAS. Angesichts der zunehmenden Zerstörung von Lebensraum durch den Menschen, sind Tierarten in zwanzig Zonen auf der Erde betroffen. Durch Unterbrechung einer Nahrungskette kann unsere gesamte Ökologie aus dem Gleichgewicht kommen. Die Folgen für den menschlichen Lebensraum sind unabsehbar, die Gefahren des Klimawandels schweben ohnehin wie ein Damoklesschwert über uns. Und all dies ist der zweckentfremdeten Nutzung unserer fossilen Ressourcen zur Energiegewinnung geschuldet. Es ist höchste Zeit, dass wir von dieser für unsere Erde verderblichen Praxis herunterkommen. Jedes Projekt im Rahmen der Energiewende ist ein größerer oder kleinerer Meilenstein dorthin. Jedes nicht realisierte Vorhaben ist ein Rückschlag.
    Sie als Naturschützer leisten wertvolle Arbeit zur Erhaltung unserer Umwelt im kleinen Rahmen eines Weltmaßstabes. Und wir „Energiewendler“ bemühen uns um das gleiche, ebenfalls im kleinen regionalen Feld. Ob die drohende Gefahr letzten Endes vom Falkenberg kommt oder global auftreten wird, wissen wir nicht. Aber eines muss uns klar sein: Wir sitzen in einem Boot und in dem Bemühen um Fortschritte müssen wir vor allem darauf achten, das Gleichgewicht zu bewahren.

    15.11.12

  • Helfried Wachter

    Sehr geehrter Herr Kutka, ich danke für Ihren ausführlichen Brief zum Thema PSW. Leider können Sie mich nicht davon überzeugen, dass dieses Vorhaben der Energiewende dient, sondern ich halte es in erster Linie für ein geschicktes kaufmännisches Vorhaben. Aber selbst wenn Sie Recht haben sollten und das Speichern von Energie notwendig sein oder werden sollte, so doch bitte nicht mit einem solchen Elefantenprojekt, das einen solchen Eingriff in eine gerade dort nahezu unberührte Landschaft verlangt. Das wird natürlich von den Befürwortern alles schön geredet („Man sieht es nicht…“)Notwendige Straßenbaumaßnahmen werden erst gar nicht erwähnt. Der Flintsbacher Bürgermeister redet von Selbstlosigkeit, kassiert aber über eine Million für neue Wasserleitungen (wenn er sie denn bekommt)Und was passiert, wenn die riesigen Becken undicht werden ( wie schon geschehen) und ein chemisch aufbereitetes Wasser in ein Wasserschutzgebiet versickert. Alles kein Problem, heißt es bei den Anlegern. Wäre es da nicht sinnvoller, noch ein paar Jahre zu warten (vier Jahre Bauzeit stehen sowieso an) und auf die rasante Entwicklung neuer Speichermöglichkeiten zu warten und in Einöden dann ein Pilotprojekt zu starten ( Photovoltaik zur Wasserstoff bzw. Erdgasgewinnung)? Das wäre echter Fortschritt und eine vermittelbare Energiewende. Ich sende Ihnen im Anhang ein Positionspapier zu, das ein Flintsbacher und Brannenburger Arbeitskreis erarbeitet hat, das absichtlich kurz gehalten wurde. Dieser Kreis tagt wieder am 4. Dezember im Gasthaus Falkenstein in Flintsbach um 19.30 Uhr. Dort werden Sie nicht nur Naturschützer wie mich, sondern auch technisch versierte Leute kennen lernen, wenn Sie dafür Interesse und Zeit haben. Wir treffen uns regelmäßig am 1. Dienstag jeden Monats.

  • Rudolf Kutka

    Sehr geehrter Herr Wachter,vielen Dank für Ihre Rückantwort. Selbstverständlich respektiere ich Ihren Standpunkt und den Ihrer Interessengruppe. Ich hoffe, dass sich in dieser bürgerlichen Aktion die besten Argumente durchsetzen.